Akzente präsentiert
Leseempfehlungen
Sechs Bücher, die Sie nicht verpassen sollten.
Jeden Monat stellen wir Ihnen eine handverlesene Auswahl an besonderen Leseempfehlungen vor. Lassen Sie sich inspirieren und entdecken Sie neue literarische Schätze.
Kaleb Erdmann
Die Ausweichschule
Am letzten Tag der Abiturprüfungen im Jahr 2002 fallen Schüsse im Erfurter Gutenberg-Gymnasium.Der elfjährige Erzähler erlebt den Amoklauf und wird in den folgenden Wochen und Monaten Zeuge der Hilflosigkeit, mit der die Erwachsenen versuchen, den inneren und äußeren Spuren der Tat Herr zu werden.
Mehr als zwanzig Jahre später tritt das Ereignis erneut unerwartet und gewaltvoll in sein Leben. Er beginnt, an einem Romanprojekt über Verarbeitung, Erinnerung und Trauma zu arbeiten, wird jedoch immer wieder vom eigenen Schreiben eingeholt:
Hat er das Recht dazu, nach so vielen Jahren alte Wunden aufzureißen? Was geschieht mit Geschichten, die man hunderte Male erzählt? Immer klarer wird: Man schreibt nie nur für sich allein.
In Die Ausweichschule verdichtet Kaleb Erdmann seine Erlebnisse nach dem Erfurter Amoklauf zu einem gekonnten Spiel mit Perspektiven. Ein persönlicher, bewegender, hochaktueller Roman.
Anja Kampmann
Die Wut ist ein heller Stern
Vom Mut einer Frau in einer Welt, die ihr keinen Platz mehr lassen will – von Anja Kampmann eindringlich und bildgewaltig erzählt
Hedda hat sich ihren Traum erkämpft: Artistin im ‚Alkazar‘ auf der Reeperbahn. Doch nichts zählt mehr, als in den dreißiger Jahren die neuen Uniformen wie selbstverständlich im Publikum auftauchen. Die Freiräume werden enger und auch für die Mädchen im Varieté wird es gefährlich. Wem kann Hedda noch trauen? Ihr Bruder Jaan heuert als Harpunenschmied auf einem Walfänger an, für eine Fahrt in die Antarktis. Und auch Hedda sucht für sich und ihren kleinen Bruder Pauli nach Auswegen.Anja Kampmann erzählt in einer unvergleichlich atmosphärischen Sprache, der es auch an Leichtigkeit nicht fehlt, eine Geschichte weiblicher Selbstbehauptung aus einer ganz und gar von Männern dominierten Zeit.
Ramona Raabe
Das pathologische Leiden der Bella Jolie
Eine moderne Variante des Narziss-Mythos – nicht romantisch und verklärt, sondern zeitgemäß und realistisch. Sie nennt sich >Bella Jolie<. Ihr Gesicht ist digital genauestens registriert. Sie fotografiert es, jeden Tag, hundert Mal am Tag, irgendwann tausend Mal. Bis sie nicht mehr lebt. Der Fall wird zu einer gesellschaftlichen Sensation. Wer war diese Frau, die ihren Anblick scheinbar so sehr liebte, dass er sie tötete? Wegbegleiter zeichnen ein zutiefst widersprüchliches Psychogramm einer aufgeweckten und lebensmüden Tochter, Freundin und Geliebten… Ramona Raabe erzählt in ihrem literarischen Debüt von einer fiktiven Suchterkrankung, welche das hochaktuelle Phänomen der „Selfie“-Kultur auf dramatische Weise zuspitzt und ihm zugleich eine sensible Tiefe verleiht. Eine eindringliche Novelle über die Sehnsucht nach dem Ich, das sich bewahren lässt.
Bernhard Fetz
Ernst Jandl
Ernst Jandl ist einer der großen Sprachkünstler des 20. Jahrhunderts. Als Vortragskünstler wurde der Dichter zum Popstar. Die Geschichte einer Stimme zwischen Autorität und Befreiung
Im Titel von Ernst Jandls epochemachendem Gedichtband ‚Laut und Luise‘ von 1966 ist die biografische Geschichte mit der Poetik des Autors verbunden: Im Namen der Mutter Luise klingt als Gegenpol zum Lauten das Leise an; und damit die Stimme des Autors, der der Poesie mit seinen Laut- und Sprechgedichten völlig neue Bedeutungshorizonte erschloss.Die Beschreibung unbekannter autobiografischer Fragmente aus dem Nachlass verfolgt die Emanzipation einer Stimme im Kontext der internationalen Avantgarden. In die individuelle Stimme sind die Stimmen aus Krieg und Nachkrieg eingeschrieben. Die Texte evozieren alltägliche, obszöne oder dialektal geprägte Sprechweisen und Tonlagen. Stets präsent sind die religiösen Stimmen aus Kindheitstagen. Das Buch von Bernhard Fetz zeigt, wie die technische Verfremdung und die Drangsalierung der Stimme in den Hörspielen in einem existentiellen und medienhistorischen Zusammenhang stehen. Es geht den künstlerischen Einflüssen nach, von Gertrude Stein über John Cage bis zur Rap-Musik, und es erzählt die Geschichte eines historisch gewordenen Auftritts von Jandl in der Londoner Royal Albert Hall 1965. ‚I`m doing it / with my / VOICE‘: Im Wechselspiel von Musik, Schrift und Stimme werden die vielfachen intermedialen Bezüge der Werk-Biografie deutlich.
Mela Hartwig
Der verlorene Traum
‚Zeitlos und gefühlsstark präsentiert sich diese Roman-Perle.‘ (OE24)
‚In diesem Liebesdrama, das Ehe- und Künstlerroman gleichermaßen ist, mischt sich der Emanzipationsversuch einer modernen Frau, die auf der Eigenständigkeit ihres Lebensentwurfs beharrt, mit dem Sentimentalen. Der Kampf um Selbstbestimmung wird nicht mit rationalen Argumenten aus der Wirklichkeit, sondern mit träumerischer Hingabe an Möglichkeiten geführt.‘ (Wolfgang Huber-Lang, APA)
Sabine Bergk
Wilde Magneten
»Liebesgedichte zu schreiben ist ein Drahtseilakt, entweder wird es schnell peinlich – oder es ist so notwendig wie Brot.« (Sabine Bergk) Was passiert, wenn uns das Leben überrascht und sich mit einem Mal die ganze Welt in Liebe verwandelt? Ist es nur eine Illusion oder öffnet sich in uns eine tiefere Welt universeller Verbundenheit? In ihren Gedichten erkundet Sabine Bergk die vielfältigen Facetten einer Reise in das eigene Herz – schonungslos, hingebungsvoll und radikal ehrlich. (mit einem Vorwort von Anton G. Leitner)
